Friendship Skateshop Comeback in Basel

 

In Basel feiert der Friendship Skateshop nach fast 15 Jahren sein Comeback. Der älteren Generation wird der Name noch ein Begriff sein, aber sowohl ich als auch die noch jüngeren Basler Skater*innen kennen diesen Namen wohl nur noch vom Hörensagen. Wir haben uns also mit einem der Gründer des Shops, Gogo Cetiner, zusammengesetzt, um dieses Stückchen Skategeschichte hervorzukramen und ihn ein wenig darüber auszuquetschen, wie man denn auf die dumme Idee kommt, gerade jetzt einen Skateshop zu eröffnen?

 

Wieso machen wir heute dieses Interview, Gogo?

Wieso? Weil es endlich wieder einen Skateshop von Skatern für Skater in Basel gibt. Ich vermute, dass es daran liegen

Gogo – FS Lipslide at the Blackcross Bowl

wird. Es wird auch echt Zeit, dass da etwas passiert.

 

Das ist ja nicht das erste Mal, dass du das in die Hand nimmst. Du hattest schon einmal einen Skateshop?

Ja, ich hatte von 2002 bis 2006 einen Skateshop unter dem gleichen Namen, «Friendship», auch ein Coiffeur- und Skateshop. Zu dieser Zeit musste ich vom Skateshop leben, da ich wegen einer Verletzung keine Haare mehr schneiden konnte. Das war leider nicht mehr möglich, als Doodah dann nach Basel kam. Da musste ich den Laden schliessen.

Wirst du wieder am gleichen Konzept festhalten?

Es wird wieder Coiffeursalon und Skateshop zugleich sein. Aber dieses Mal ist es so, dass mit dem Haareschneiden das Geld reinkommt und der Skateshop kein Geld abwerfen muss sondern wir das machen, weil wir es geil finden und hoffen, dass die Locals auch so empfinden.

Wenn du «wir» sagst, wer ist da gemeint?

Ich mach den Shop, wie auch schon 2002, mit meinem Bruder zusammen. Früher war es so, dass mein Bruder Haare schnitt und ich den Vertrieb für verschiedene Euro-Brands gemacht habe. Das werde ich dieses Mal nicht mehr machen, da als Vertrieb in der Schweiz herumzufahren ein full-time Job ist, der sich eigentlich gar nicht lohnt. Eventuell entwickelt sich das wieder, Distribution für bestimmte Brands zu sein, aber dann eher typisch 2020 mit einem Online-Shop.

Im Moment fehlt es noch etwas an Geld, um den Shop wirklich so zu starten, wie wir es gerne hätten. Aber bis nächsten Sommer wird der Shop dann voll ausgebaut sein.

 

RJ – FS Melon Air at Portland

 

Was für eine Art Shop wollt ihr sein? Nur Hardware? Oder auch Kleider und Schuhe?

Die Zukunft ist dahingehend noch unsicher, aber am Anfang konzentrieren wir uns auf Hardware. Boards, Trucks, Wheels, Bearings und alles was sonst so ans Board gehört. Es kann gut sein, dass wir irgendwann Kleider ins Sortiment nehmen, aber wie gesagt, wir müssen nicht wie andere Shops Kleider verkaufen, um Geld einzunehmen sondern wollen einfach einen richtigen Skateshop in Basel betreiben.

Mit Schuhen will ich sicher am Anfang nichts zu tun haben. Das ist ein riesiger Aufwand und klappt im Moment auch platzmässig nicht.

Woher denkst du kommt dieses verbreitete Bedürfnis, dass Skater in ihrer Stadt einen „Core“-Shop haben wollen?

Alle Skater, die das irgendwie leben, haben wenig Bock, riesige Konzerne zu unterstützen, die nur im Business sind, weil man dank momentanen Trends hier gut Kohle machen kann.

Gibt es denn genug Skater*innnen, dass so ein Shop trotz oder gerade wegen solcher Konzerne in Basel überleben kann?

Ich denke: Ja. Basel hat eine relativ grosse Szene, wahrscheinlich so gross wie sie noch nie war. Aber wie gesagt, mein Glück ist es, dass es finanziell nicht funktionieren muss. Es kann funktionieren, dann ist‘s geil. Wenn’s gar nicht funktioniert, ist’s dumm gelaufen und wir haben ein paar tausend Franken in den Sand gesetzt. Aber wir haben es immerhin probiert.

Wieso wagt ihr diesen Schritt genau jetzt? Skaten scheint einen Boom zu erleben, aber mit der weltweiten Corona-Situation, unterbrochenen Lieferketten, Lockdowns usw., habt ihr euch sicher einen schwierigen Moment ausgesucht?

Das ist ehrlich gesagt ein grosser Zufall. Ich habe meine jetzige Stelle gekündigt und bin zufällig auf den Laden gestossen. Mein Bruder ist ebenfalls ab November ohne Stelle, wodurch sich das so ergeben hat.

Der Zeitpunkt ist sicher nicht optimal. Die ersten Boards habe ich im Juni bestellt und jetzt, Ende September, sind sie immer noch nicht im Laden. Aber das ist ja nicht ein Problem, das nur wir haben. So geht es momentan allen.

Du hast dir ja schon ein Team zusammengestellt. War das auch Zufall oder hast du dir genau überlegt, wen du für deinen Shop willst?

Auch da war viel Zufall dabei und ehrlich gesagt war ich auch oftmals betrunken, als ich mir die Skater schnappte hahah. Aber auch im Nachhinein war ich immer zufrieden mit meiner Auswahl. Die stehen alle voll hinter dem Shop und mir und sind allesamt super Skater. Ein paar habe ich auch am Portland getroffen und vorher noch gar nicht gekannt. So ein Niveau war ich mir von Baslern, die ich nicht kenne, nicht gewohnt, also habe ich sie angehauen.

Wer ist denn das alles im Moment?

Elvin, Dave, Phil, RJ und Julius.

Bleibt das erstmals so oder schnappst du dir gleich noch mehr?

5 Fahrer ist dafür, dass es den Shop noch gar nicht gibt, schon relativ viel. Mal schauen, wie sich das entwickelt. Früher habe ich meinen Teamfahrern viel gratis gegeben, sowas mache ich jetzt anfangs noch nicht. Je nach Ansturm kann ich ihnen entweder bald mehr Deals anbieten oder auch noch mehr Leute ins Team holen.

Wirst du voll in Basel verankert bleiben?

Mehr oder weniger, aber gar nicht so bewusst. Ich glaube halt nicht, dass Zürcher oder so extra nach Basel kommen würden, um bei mir einzukaufen.

Hast du ein bestimmtes Konzept, was für Brands du aufnehmen willst?

Ich möchte schon eher auf kleinere Europe-Brands setzen, aber ganz kommt man natürlich nicht um das Ami-Zeugs herum. Ich wurde jetzt schon von Kids gefragt; „Hey hast du Spitfires, hast du Indys“… Ich hatte auch früher immer einen Stock an U.S-Brands, aber dann halt eher Stereo Skateboards und andere kleinere Brands. Mir ist es wichtig, echte Skatebrands zu unterstützen.

An welche Brands denkst du da konkret?

Ich werde sicher Lovenskate im Shop haben, die haben auch einen Vertrieb in der Schweiz. Was auch alle wollen sind Polar Skateboards. Aber damit sind Doodah und Bluetomatoe halt schon voll, brauche ich das wirklich auch noch zu verkaufen?
Radio Skateboards aus Berlin werden sicher im Shop sein und mit Antiz bin ich am Verhandeln. Trucks werde ich zwar sicher Indys haben, aber auch Film Trucks aus Frankreich. Genaueres muss ich mir noch anschauen. Der Markt ist so krass übersättigt, man könnte quasi alles finden.

Wie siehst du deine Rolle in diesem gesättigten Markt?

In Luzern z.B. gibt es drei Skateshops, NumberOne, Goofy vs. Regular und Paranoia, die ewig nebeneinander existiert haben. In Basel gehen die Leute irgendwie immer dahin, wo’s grad am neusten ist. Als ich Friendship das erste Mal lanciert habe, da hatten wir Downtown, Beach Mountain und einen Titus in Basel. Titus musste schlussendlich wegen mir schliessen. Ich musste wegen Doodah schliessen. Es ist ein scheiss Kreislauf hier, der bis jetzt nicht wirklich aufgehört hat. Ich weiss auch nicht recht, woran das liegt.

Aber die Art, wie die Kids Skaten leben, ist schon nicht mehr die gleiche wie bei uns früher und ein Shop auf zwei Etagen mit allen coolen Brands scheint sie mehr anzuziehen als ein kleiner Laden im Kleinbasel. Bei uns gab es ganz früher den Surfshop und 720, und 720 hatte kaum mehr als 5 Boards gleichzeitig, die aus einer Waschküche verkauft wurden. Und auch wenn du diese Boards scheisse fandst, du hast eines von ihnen gekauft.

Klingt, als hättest du dir ein spannendes Experiment ausgesucht.

Ja schon, es wäre toll wenn es klappt, wir werden sehen. Es wird wahrscheinlich auch der letzte Versuch sein. Für meinen Bruder ist es z.B. schon der vierte Versuch. Eine Chance geben wir dem Ganzen noch.

Prognose?

Zuversichtlich. Sehr zuversichtlich. Das bisherige Feedback von Skatern aus Basel, auch von solchen, die ich gar nicht kenne, war unglaublich positiv. Dass alle, die jetzt gesagt haben, dass sie nur noch bei mir einkaufen, das dann auch wirklich machen, bezweifle ich zwar noch. Aber wir werden sehen.

Möchtest du noch etwas sagen?

Eigentlich nur noch die Eröffnung des Shops. 28. November. Es gibt selbstgebrautes Friendship Bier, es gibt Konzerte, es gibt 20 Jahre Basel-Hueresohn Filmscreening… Alles an der Klybeckstrasse 84, 4057 Basel.

(Die Eröffnungs-Party wurde aus leicht zu  erratenen Gründen leider abgesagt. Hoffentlich kann diese dann bald nachgeholt werden!)

 

18 November of 2020 by

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